
Liebes Tagebuch,
alsoooo Kurzfassung zuerst, weil mein Kopf heute in 47 Tabs offen ist: Ich wollte Urlaub. Sonne, Strand, Kokosnuss, nichts denken, nur liegen. Traum. Genau. Ja. Dann kam ein Drache. Boom. Traum aus. Patsy flambiert. Fertig. Nein, warte nicht ganz fertig. Nur außen knusprig.
Hauptrolle: Ich. Nebenrollen: Schranki, Holzhirn, Skeletti und eine Möwe .
Schranki hat beschlossen, dass mein Chaos für sie so ziemlich die beste Abendunterhaltung ist. Sie steht einfach da, und lacht. Kein Wort, kein Kommentar, nur dieses Lachen. Dieses „Höhöhöhö, guck mal, Patsy kippt schon wieder fast aus dem Leben“-Lachen.
Und ich? Ich steh da, halb verkohlt, denk mir: „Ähm, hallo? Ich bin nicht mal witzig, das ist einfach nur mein normales Überleben!“ Aber Schranki lacht. Immer nur lacht sie. Nicht dieses warme Mitlachen, sondern dieses gnadenlose „Ich sehe zu, wie du verbrennst, und wenn’s geht, kipp ich noch Popcorn drüber“-Lachen.
Da rutscht mir dann raus: „Jaaaajaaaa, lach dich ruhig kaputt.“ Und innerlich überleg ich, ob man kaputtlachen eigentlich überleben kann. Vielleicht nicht. Vielleicht ja. Vielleicht Schranki ist einfach unzerstörbar.
Und das ist das Ding mit ihr: Sie taucht immer genau dann auf, wenn ich denke: „Schlimmer kann’s nicht werden.“ Zack, Schranki im Bild. Kein Wort, nur Lachen. Patsy am Rande des Nervenzusammenbruchs. Ich schwör, sie hat so ’ne eingebaute Patsy-Alarmglocke, die immer dann losgeht, wenn ich schon halb verkohlt durch die Gegend wackle. „Oh, Patsy schwitzt Ruß und Paniktränen? Perfekt ,hingehen, kichern, genießen.“
Holzhirn macht währenddessen wieder sein Kopfkratz-Ballett. Er kratzt, kratzt, und dann sagt er : Achtung, Trommelwirbel: „Ich riech Wurst! … Pasti? Bist du das?“
Ehrlich, Tagebuch, ich hab fast geschrien. WIE BITTE?! Ich. Wurst? Seit wann bin ich ein Imbisswagen auf Beinen? Oder hat er einfach eine Wurstphantasie, die zufällig in meine Richtung geweht ist? Ich sagte nur: „Nicht jetzt, Holzi, nicht jetzt!“
Und dann ,als ob das ganze Szenario nicht schon irre genug wäre , steht Skeletti da. Ohne Einladung. Schulterzuckend. Zündet einfach so ein kleines Feuerchen an, als wär er Animateur auf einer Strandparty: „Tadaaaa, hier mein Flammentrick!“
Ich hab nur noch gestöhnt: „Klasse, Skeletti! Super! Mach nur! Vielleicht applaudiert gleich auch noch die Möwe.“
Natürlich. NATÜRLICH saß die Möwe daneben, hat geguckt wie ein streng bewertender Juror und ich schwöre, ich hab sie kichern gehört.
Jetzt sitz ich wieder in Omas Küche, und hinterlasse Rußspuren wie ein wandernder Kamin ästhetisch, wenn man auf den Ruin steht. Oma sagt nichts. Rein gar nichts. Nur dieser Blick. Du kennst den: halb Richter, halb Schlachter, ganz Oma. Bei dem Blick überlegst du ernsthaft, ob du lieber von einem Drachen verschluckt worden wärst (schnell, dramatisch) oder jetzt langsam moralisch auseinandergenommen werden willst (langsam, mit Tabellen). Schwierig. Sehr schwierig. Vielleicht beides? Vielleicht nein? Ja? Genau!
Immerhin: ich lebe noch. Überraschung. Meine Haare sehen jetzt aus wie ein missglücktes Strohnest, meine Haut glänzt wie altes Grillgut (nicht im positiven Sinn), und meine Stimme klingt, als hätte ich Lava gurgelt sehr dramatisch. Aber: alive. Ja.
Was jetzt? Hm. Ideenfeuerwerk :
Drachenberaterin werden. Wirklich. So mit Minzblättern, Atemübungen, und einem Schild vorm Bauch: „Ruhig feuerfrei wir finden deinen inneren Frieden.“ Ich stelle mir das so vor: Broschüren, kleine Kerzen (nicht zu nah an der Bratstelle), und eine Hotline: „Wenn Ihr Drache niest, drücken Sie 1.“ Klingt absurd? Ja. Klingt machbar? Vielleicht. Ahahahhaaa
Magiergilden Kochkurs. Wenn ich schon flambiert werde, dann will ich wenigstens wissen, wie man das als Technik verkauft. „Patsys perfekte Flambée“ Rezepte, die nicht gleich die Alchemieabteilung alarmieren. Ich sehe schon die Kritiken: „Originell, rauchig, leicht verkohlt 3 von 5 Amulette.“ Würde Holzhirn kommen? Holzhirn würde kommen, weil man da Feuer sieht und er denkt, es sei ein Grill.
Einfach wieder in die Taverne. Realistischstes Szenario. Bier, Holzhirn (Holzhirn = attraktiver Hohlkopf, bin ich verliebt? Nein? Vielleicht? Ja STOP), und höchstens ein kleiner Kater, aber kein Drache.
Okay nachdem „Urlaub für immer“ offensichtlich nur Marketing war (Lüge!), hab ich das Rußkleid gegen Frischluft getauscht. Ziel: Fluss. Mission: Alles Drachenzeugs abwaschen. Statusbericht: eine halbe Heldin, ein Haufen Seife und sehr viel Zweifel. Ja. Genau.
Also schrubbte ich los: Arme, Haare (ha!), Augenbrauen (RIP Eyebrow gone, very tragic), Reste von Kokos (ich schwöre, Kokos ist hartnäckiger als ein Questgeber), Asche, und vielleicht ein Hauch von „angerösteter Wurst“ . Während ich so schrubbte, überkam mich dieses Gefühl: nicht nur nass sein, sondern beobachtet werden. Du kennst das…… diese Blicke, als stünde gleich ein Publikum hinter dir und flüstere: „Aha, interessant, eine halbverkohlte Heldin beim Wellness.“ Ich dreh mich um nix. Also tief durchatmen, Shampoo ins Haar, Augen zu, und weiter. Wenn ich mich auf etwas verlassen kann, dann darauf, dass mein Leben jederzeit eine Komödie mit Livepublikum wird. Vielleicht stehen sie alle im Hintergrund und wetten, wie lange ich brauche, bis ich wieder ’ne grandiose Idee hab.
Also, Plan für Morgen oder Abend oder Gleich? (kurz, weil ich sonst zehn Ideen habe): -> Taverne? -> Magierkochkurs Anmeldung? -> Drachenberatungskurs entwerfen? Ich hänge zwischen den Optionen wie eine Laterne zwischen zwei Bäumen und kann mich nicht entscheiden. Vernunft sagt: erst mal schlafen. Oma sagt: „Weniger Asche im Haus.“ Holzhirn sagt wahrscheinlich: „Bier?“ (er sagt immer Bier).
Ich beende das hier jetzt, weil meine Gedanken wieder wegspringen und ich noch die Bürste finden muss . Ach ja und falls du dich fragst: Ich werde das mit Humor nehmen. Ja. Genau.
P.S.: Falls du Tipps hast, liebes Tagebuch schreib mir. Aber bitte nicht: „Vermeide Drachen.“ Das war hilfreicher als hilfreich.
Patsy